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(2) Zwei Wormser beim St.Veit/Glan Open in Österreich dabei

24.08.2020   Ein Bericht von Pascal Karsay (Original)

Vom 11.07. bis zum 18.07.2020 fand das St.Veit/Glan Open in Kärnten, einer beliebten Touristenregion in Österreich, statt. Mit dabei waren zwei Wormser, neben mir war das noch die Vereinsikone Roland Ollenberger.

Die Vorzeichen für das Turnier waren natürlich durch das Coronavirus getrübt worden und so blickten wir vor Turnierbeginn gespannt dem Sicherheitskonzept vor Ort entgegen. Auch die Tatsache, dass es lange Zeit keine Möglichkeiten gab, Turnierschach zu spielen, weckte bei uns allen zusätzliche Motivation. Das Sicherheitskonzept wurde uns dann in seiner Ausführlichkeit vor Runde 1 bekannt.

Am Brett und im Turniersaal mussten wir uns dann auf eine Maskenpflicht einstellen, die wir aber beide nicht als unangenehm empfanden (man hat ja die Möglichkeit, wenn man nicht am Zug ist, aufzustehen und die Maske in der Aula, oder an der frischen Luft abzusetzen). Zudem stellte die Turnierorganisation die Masken für alle Turnierspieler*innen und die Desinfektionsmittel in der Aula der Blumenhalle bereit. Insgesamt kann man also wohl behaupten, dass die Sicherheitsvorkehrungen mit den Rahmenbedingungen sinnvoll und gut waren.

Bedauerlicherweise wurde uns aber 9 Tage nach dem Turnier mitgeteilt, dass sich ein Spieler mit dem Coronavirus infiziert hat https://de.chessbase.com/post/corona-fall-nach-turnier-in-st-veit. Schnell hieß es dann vereinzelt im Internet von Leuten, die nicht vor Ort dabei waren, dass das Sicherheitskonzept zu lasch sei und dass auf die Vorkehrungen etc. nicht geachtet wurde. Dies sehen neben Roland und mir auch alle anderen, mit denen ich über solche Meinungen gesprochen habe, überhaupt nicht so. Wir können aus eigener Hand bestätigen, dass man im Turnier sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgegangen ist und dass sich sowohl Spieler, als auch Schiedsrichter tadellos an das Sicherheitskonzept gehalten haben.

Glücklicherweise wurde uns kein weiterer Fall bekannt, sodass dieser Vorfall inzwischen abgehakt ist.

Nun kommen wir zum schachlichen Teil des Turniers.

Die Uhrzeiten, zu denen die Runden starteten, empfanden wir auch als sehr angenehm. Gespielt wurde, mit Ausnahme von Runde 2 und 3 (die beide an einem Tag gespielt wurden), hauptsächlich um 19 Uhr, was uns die Möglichkeit gab, tagsüber was zu unternehmen, sich vorzubereiten, oder sich von der Runde am Vortag zu erholen.

Gestartet ist das Turnier für uns beide mit einem Sieg, da wir unserer Favoritenrolle gerecht werden konnten.

Doch bereits in Runde 2 setzte es für Roland eine Niederlage, da er gegen Bennet Hagner, eines der vielversprechendsten Nachwuchstalente Deutschlands, spielte und dieser eine perfekte Partie erwischt hat. Für mich hingegen lief es auch in Runde 2 gut und ich gewann gegen einen nominell schwächeren Gegner.

In Runde 3 erledigte Roland seine Aufgabe dieses Mal und gewann souverän. Ich musste wieder gegen einen nominell schwächeren Gegner mit einer Elo von knapp 2100 antreten und hatte so meine Mühe, doch konnte auch diese Partie gewinnen. Witzigerweise haben derart viele Spieler gegen nominell schwächere Gegner Punkte abgegeben, dass nach Runde 3 nur noch der an Platz zwei gesetzte Großmeister Davor Rogic aus Kroatien und ich mit drei aus drei Punkten verblieben. Da meine Feinwertung durch ein bisschen Glück auch noch besser als die des Großmeisters war, führte ich das stark besetzte Turnier tatsächlich nach drei Runden an. Jedoch war auch mir klar, dass diese Führung nicht lange halten kann.

In Runde 4 kam es, wie es kommen musste, ich spielte mit Weiß gegen GM Davor Rogic. Die Eröffnung verlief sogar noch gut für mich, ehe ich dann, nachdem mein Theoriewissen endete, einen schlechten Zug gemacht habe und dann dafür bestraft wurde und verlor. Währenddessen kämpfte Roland gegen eine gut vorbereitete Gegnerin und zeigte, dass er sein fehlendes Eröffnungswissen durch eine schachlich starke Leistung kompensieren konnte und dann auch souverän gewinnen konnte, womit wir punktemäßig wieder gleichauf sind.

Dank ein bisschen Losglück wurde Roland dann in Runde 5 ebenfalls gegen einen Großmeister, nämlich Andrey Orlov, gelost. Auch hier zeigte Roland wieder Kampfgeist, doch musste sich nach langem Kampf der Überlegenheit des Großmeisters geschlagen geben. Währenddessen musste ich mich gegen einen starken Jugendspieler aus Deutschland mit einer Elo von ungefähr 2200 mit einem Remis zufriedengeben.

Für mich verliefen die nächsten beiden Runden gut. Ich konnte gegen einen nicht zu unterschätzenden Jugendspieler gewinnen und dann gegen einen gleichrangigen Fidemeister aus Österreich am Tag darauf ein Remis mit Schwarz machen. Roland hingegen hat zunächst ein unglückliches Remis in Runde 6 abgeben müssen, um dann in Runde 7 gegen meinen Gegner aus Runde 6 gelost zu werden. Hier zeigte sich mal wieder etwas für Roland Typisches. Eine schon fast zu verloren geglaubte Stellung mit Qualität weniger verteidigt Roland sehr stark, sodass er noch mit viel Mühe ein Remis ergattern kann.

Nun begann das Turnier für uns, ärgerlich zu werden. Ich wurde in Runde 8 gegen einen Spieler mit einer Elo von knapp 2100 gelost, der bis dahin noch keine Partie verloren hat und dies, auch das gesamte Turnier hinweg, nicht geplant hat. Ich habe mir zunächst nach der Eröffnung eine technische Gewinnstellung im Mittelspiel erarbeiten können und musste allerdings anerkennen, dass mein Gegner sich, mit dem Rücken zur Wand, unfassbar zäh verteidigt hat und doch noch remisieren konnte. Auch Roland hatte ein sehr undankbares Los und erwischte den zweiten, höchstgefährlichen Youngster aus Deutschland, Leonardo Costa. Dieser zeigte sich in bestechender Form und besiegte Roland in einem, lange Zeit, sehr interessanten Spiel. Doch damit nicht genug, wurde in der letzten Runde auch noch ich gegen jenen Leonardo Costa gelost. Gegen mich spielte er wohl seine seriöseste und auch beste Partie des gesamten Turniers und fertigte mich in 20 Zügen! nach allen Regeln der Kunst ab. Im Alter von 12 Jahren gelang es Leonardo Costa somit bereits eine Elo-Performance von 2400 abzurufen, was angesichts seines Alters wirklich herausragend ist. Auch seine Elo verbesserte er alleine in diesem Turnier um satte 140 Punkte. Daher war diese Niederlage auch alles andere als schlimm für mich. Für Roland hingegen endete das Turnier noch versöhnlich mit einem Sieg.

So stehe ich am Ende bei 5,5/9 Punkten und Roland bei 5/9. Insgesamt waren Roland und ich auch mit unserem Schach zufrieden und waren dankbar, dass wir uns für dieses Turnier entschieden haben.

Wenn nicht wieder etwas Ungeahntes dazwischen kommt, werden Roland und ich auch kommendes Jahr dabei sein, das Turnier können wir beide bestens weiterempfehlen.