Brütende Schachspieler bei brütender Hitze

103 Spieler bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften  •  Doppelsieg für Wormser Gregor Werner

 

Zugegeben, das Wetter der vergangenen drei Wochen lässt einem sicherlich an andere Dinge denken als an Schachspielen. Dennoch fanden in der letzten Juli-Woche die 22.Rheinland-Pfälzischen Einzelmeisterschaften statt, ausgerichtet vom Wormser Schachverein. Als bewährter Austragungsort stand wiederum die Paternus-Schule in Worms-Pfeddersheim zur Verfügung, in der trotz der teilweise großen Hitze halbwegs annehmbare Spielbedingungen herrschten.

12 Spieler umfasste das Teilnehmerfeld im Meisterturnier, dessen Sieger sich für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren würde. Neben dem langjährigen Wormser Spitzenmann Thomas Steinkohl traten elf weitere Könner aus Rheinland-Pfalz an, darunter drei FIDE-Meister und der amtierende deutsche U16-Meister Georg Meier (SC Trier-Süd). Einen eindeutigen Favoriten gab es laut den Wertungszahlen nicht, doch schon recht früh sollte Meier dem Turnier seinen Stempel aufdrücken. Von seinen elf Partien gewann er insgesamt sechs und musste lediglich gegen Karl-Jasmin Muranyi (TSG Mutterstadt) eine Niederlage einstecken. Verdientermaßen wurde Georg Meier Rheinland-Pfalz-Meister – übrigens der jüngste aller Zeiten – vor Karl-Jasmin Muranyi und Michael Schenderowitsch (SC Koblenz). Für WSV-Vertreter Thomas Steinkohl lief das Turnier nicht ganz nach Wunsch, da er einige vorteilhafte Stellungen nicht ausnutzen konnte; am Ende stand Platz zehn zu Buche.

Das Damenturnier litt ein wenig unter der schwachen Beteiligung, lediglich fünf Spielerinnen kämpften hier um den Titel, darunter mit Inna Beliantseva eines der inzwischen vielen weiblichen Nachwuchstalente des WSV. Siegerin wurde am Ende ungeschlagen Claudia Müller vom SC Niederkirchen, gefolgt von Anne Reiske (SK Eisenberg) und Kirstin Auburger (TSG Mutterstadt).

Das zahlenmäßig größte Feld war im offenen Hauptturnier (Meisterturnier B) zu verzeichnen, wo insgesamt 51 Spieler den Kampf um die Spitzenplätze aufnahmen. Gleich zehn WSV-Akteure waren hier am Start und sollten dem Turnierverlauf eine entscheidende Prägung geben. So starteten Vladimir Tchilinguiri und Gregor Werner jeweils mit zwei Siegen ins Turnier und setzen sich zunächst an die Spitze. Während Tchilinguiri im weiteren Verlauf zurückfiel, hatte Gregor Werner quasi einen Stammplatz an Tisch 1 des Hauptturnieres inne. Lediglich gegen Dr. Jürgen Mentel (SV Greifswald) und WSV-Jugendwart Torsten Dauenheimer gab er ein Remis ab. Vor der siebten und letzten Runde hätte ihm eine Punkteteilung bereits zum Titel­gewinn genügt, doch Gregor Werner krönte seine Leistung und schlug auch noch den Oberligaspieler Steffen Schluchter (TSG Mutterstadt).

Mit diesem Sieg hat sich Gregor Werner – quasi nebenbei gewann er auch noch den Problemlösewettbewerb – endgültig auf der Schachbühne zurückgemeldet und darf als große Verstärkung für den bald beginnenden Ligaspielbetrieb angesehen werden. Neben ihm konnten sich noch weitere Spieler des Wormser Schachvereins sehr gut in Szene setzen. Zu nennen sind hier einmal mehr die erfolgreichen Jugendspieler des WSV. Roland Ollenberger und Mike Martin (Platz 14 bzw. 16) behaupteten sich gegen überwiegend wertungsstärkere Gegner  und wiesen einen weiteren Leistungsanstieg nach. Gleiches gilt auch für Patrick Völbel, der wie die beiden anderen auch, noch weiter vorne hätte landen können. Zufrieden mit ihrem Abschneiden können darüber hinaus auch Alexander David und Dominik Schäffner sein.

Last but not Least noch ein Blick auf das Seniorenturnier. Auch die Schachveteranen (der älteste Teilnehmer war Jahrgang 1920!) hatten natürlich mit der Hitze zu kämpfen, zeigten aber dennoch ihr Können. Zum offenen Turnier – nicht nur Rheinland-Pfälzer waren startberechtigt – fanden sich 35 Spieler ein, auch dies ein Rekord. Ähnlich wie im Meisterturnier war kein klarer Favorit auszumachen, Spannung war also garantiert. So gab es dann im Verlauf der sieben Runden mehrere Führungswechsel, vor dem Finale hatten noch fünf Spieler theoretische Chancen auf den Titel. Zu diesen gehörte auch Lothar Keller vom WSV, der jedoch in der Schlussrunde an Tisch 1 gegen Dieter Villing (SK Ladenburg) seine einzige Partie verlor. Mit diesem Ergebnis konnte sich Villing den Titel sichern, ungeschlagen und mit einem halben Zähler Vorsprung vor Rolf Kohlei (SG Mendig-Mayen) und Boris Buzov (Eintracht Koblenz). Für Lothar Keller blieb am Ende Rang sieben, vor seinen Vereinskollegen Egon Betz (Platz 14) und Benno Jastroch (Platz 16).

Bei der Siegerehrung – vorgenommen von Günter Müller, Präsident des Schachbundes Rheinland-Pfalz, Landesspielleiter Lothar Kirstges und von Klaus Zachmann, Vorsitzender des Schachbundes Rheinhessen – wurden der üppige Preisfonds und die dazugehörigen Pokale an die erfolgreichen Caissianer verteilt. Einen imaginären Pokal in Form vielfacher Dankesworte erhielten die ehrenamtlichen Helfer des Wormser Schachvereins, die an den neun Turniertagen einen reibungslosen Ablauf gewährleisteten und die Spieler u.a. mit 500 Brötchen, 70 Liter Kaffee, 150 Liter Wasser, 100 Liter Cola und außerdem regelmä­ßig mit „Frischem vom Grill“ versorgten.

Die wohlverdiente Pause nach über 300 geleisteten Arbeitsstunden wird jedoch nur bis zu den alljährlichen Wormser Königsspielen währen. Der WSV lädt herzlich zu diesem Schnellschachturnier ein, welches am 30.August stattfinden wird. Details werden an dieser Stelle noch bekannt gegeben werden.