Ein gelungener Auftritt
IM Vadim Chernov mit guter Ausbeute bei Simultanveranstaltung des WSV
Simultan: Ein Spieler, zwanzig Gegner, volle Konzentration, Bewunderung für die Leistung des Internationalen Meisters. Außergewöhnliches ereignete sich vergangenen Sonntag beim Wormser Schachverein. Zwanzig Spieler nahmen an jeweils einem Brett Platz; alle führten sie die schwarzen Steine. Das Besondere: Alle hatten denselben Gegner! IM Vadim Chernov sein Name, 2440 seine aktuelle ELO-Zahl; also ein Spieler der Spitzenklasse.
Nach einleitenden Worten von Vereinspräsident und Organisator Patrick Boos konnte es losgehen. Vor Beginn der Partien begrüßte IM Chernov jeden Gegner persönlich und eröffnete anschließend alle 20 Begegnungen mit dem Doppelschritt des Königsbauern. Beim Simultan ist es so, dass der Meister nacheinander jedes Brett abschreitet und dort einen Zug ausführt. Seine Gegner haben immer so lange Zeit zum Überlegen, bis er „eine Runde gedreht“ hat; gezogen wird immer nur dann, wenn er am jeweiligen Brett steht.
Zu Beginn der Partien war das Tempo der „Rundgänge“ Chernovs naturgemäß hoch, da man zunächst meist der Eröffnungstheorie folgte. Einige versuchten, den IM mit seltenen Varianten früh aus dem Konzept zu bringen, was jedoch nicht wirklich gelang. Schon recht bald konnte Chernov an den ersten Brettern Material einsammeln, da auch einige jugendliche Schachanfänger unter den 20 Gegnern waren. Überhaupt war das Teilnehmerfeld breit gefächert: Vom Anfänger bis zu Spielern der 1.Mannschaft war fast jede Spielstärke vertreten; ein Spaziergang würde es für den prominenten Gast also sicher nicht werden. Erfreulich die Tatsache, dass insgesamt fünf Mädchen mitspielten – eine mehr als beachtliche Quote. Darunter auch die neunjährige WM-Teilnehmerin Anna Endreß. An ihrem und an einigen anderen Brettern begann IM Chernov nach einiger Zeit, etwas länger zu verweilen. Gleichzeitig gaben sich auch die ersten Kontrahenten geschlagen; dennoch waren sie glücklich darüber, einmal einem Spieler dieser „Preisklasse“ gegenüber gesessen zu haben. Viele interessante und spannende Stellungen waren entstanden, die dem IM einiges abverlangten, richtig kämpfen musste er vor allem gegen Anna Endreß, der es gelang, einen Mehrbauern zu erobern. Als sie Remis anbot, war Chernov sichtlich erleichtert und gratulierte dem Wormser Schachstern zur ausgezeichneten Leistung. Kurz zuvor hatte er seine die einzige Niederlage des Tages einstecken müssen. Durch eine Unachtsamkeit ermöglichte er Veteran Benno Jastroch ein Grundreihenmatt. Nach und nach reichten immer mehr Spieler ihrem großen Gegner die Hand zur Aufgabe, nur an wenigen Brettern gingen die Partien bis ins Endspiel. Es zeichnete sich ab, dass noch so manches Remis für die Herausforderer möglich war, letztendlich wurden es deren vier. Dr. Norbert Janzen, Michael Norberg, Marco Pinel und Pavel Zolotarev ließen sich nicht besiegen und erreichten jeweils eine Punkteteilung. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden lautete das Endergebnis: IM Vadim Chernov – Wormser Schachverein 16,5:3,5.
In Anbetracht der Stärke seiner Gegner ist dies eine sehr respektable Leistung des Internationalen Meisters. Dieser zeigte sich anschließend mit den Spielbedingungen zufrieden, mit seinen Partien nicht hundertprozentig. Für den Wormser Schachverein war es eine rundum gelungene Veranstaltung und ein würdiger Auftakt in das Jubiläumsjahr. Die Verhandlungen mit IM Chernov über ein mögliches Engagement in der kommenden Saison stehen unterdessen kurz vor dem Abschluss; eine Einigung scheint durchaus möglich. Eine Bereicherung für den Verein wäre es auf alle Fälle.