GM Vlastimil Hort zeigt sein Können

Simultanveranstaltung an 25 Brettern  •  Sieben Wormser schaffen ein Remis

 

Zum Auftakt der Wormser Jubiläumstage 2003 gab der Internationale Großmeister Vlastimil Hort – auch bekannt durch zahlreiche Fernsehsendungen – eine gut besuchte Simultanveranstaltung im Hotel Boos. Es war das zweite Mal nach 1988, dass der überaus sympathische Schachvirtuose dafür gewonnen werden konnte. Nach einigen einleitenden Worten von Vereinspräsident Patrick Boos führte Hort zunächst einige Schachstudien am Demobrett vor. Diese waren bunt gemischt mit Anekdoten und Geschichten rund um das Königliche Spiel, die der Großmeister gleich reihenweise auf Lager hatte.

Anschließend begann für den ehemaligen Weltrekordhalter im Blindsimultan der „Ernst des Lebens“, in diesem Falle also sein Duell mit den 25 Gegnern. Hort führte jeweils die weißen Steine und eröffnete die Partien entweder mit c4, d4 oder e4. Am Anfang – zunächst bewegte man sich ja in den wohlbekannten theoretischen Pfaden – drehte er seine Runden naturgemäß mit hohem Tempo. Eine hier und dort eingestreute witzige Bemerkung lockerte die Atmosphäre immer wieder auf und sorgte für ständige Unterhaltung. Doch allmählich wurde der Blick des Meisters konzentrierter, hatte er doch gegen eine keineswegs schwache Gegnerschaft anzutreten. Gegenüber saßen ihm mehrere Spieler aus der ersten WSV-Mannschaft sowie fast alle großen Nachwuchstalente des Vereins. Ein Garry Kasparov z.B. wäre gegen diese Gegner nicht angetreten, umso mehr ist Horts Leistung zu bewundern. Den zahlreich anwesenden Kiebitzen bot sich eine Fülle interessanter Stellungen, die dem Simultanspieler einiges abverlangten. Nach etwa anderthalb Stunden – Hort war nun schon etwa zwanzigmal an jedem Brett vorbeigekommen – waren die ersten zaghaften Remisangebote der Herausforderer zu hören. Beantwortet wurden diese meistens mit: „Wir müssen kämpfen!“; bei Nils Lindemann jedoch stellte der Meister den Kampf ein und gewährte die Punkteteilung. Nach und nach konnte er dann auch die ersten Siege einfahren, immer begleitet von einem: „Sie sind sehr sympathisch, ich hatte Glück....“. Zu denen, die dem Weltklassespieler – er ist noch immer im Vorderfeld der Weltrangliste zu finden – am längsten Widerstand leisteten, gehörte die 96-jährige Liesel Scherr, deren Darbietung allgemeine Bewunderung erweckte. Doch letztlich musste sie wie die meisten von Horts Kontrahenten die Waffen strecken. Nach etwas mehr als vier Stunden beendete Vlastimil Hort mit einem Remis gegen Roland Ollenberger seine Vorstellung; das Endergebnis lautete standesgemäß 21,5:3,5. Anschließend zeigte er sich sowohl mit dem Ergebnis als auch mit dem gesamten Ablauf sehr zufrieden und überreichte jedem den er nicht bezwingen konnte, ein Buchgeschenk. Die „glorreichen Sieben“ waren: Patrick Boos, Torsten Dauenheimer, Anna Endreß, Nils Lindemann, Roland Ollenberger, Alexander Schtscherbin sowie Thomas Steinkohl.

Anschließend stand Hort noch für Autogrammwünsche und Fragen zur Verfügung, man sah ihm sowohl Erschöpfung als auch Freude über den gelungenen Abend an. Der Wormser Schachverein teilt diese Freude und ist stolz darauf, einem solchen Ausnahmekönner einigermaßen Paroli geboten zu haben.