Grandioses Wochenende im Zeichen des Königliches Spiels

SV Worms 1878 e.V. feiert 125.Geburtstag  •  Einladungsturnier mit 100 Teilnehmern

 

125 Jahre alt wird man nur einmal. Dieses große Jubiläum hat der Wormser Schachverein am vergangenen Wochenende gebührend gefeiert und nebenbei intensiv für das Königliche Spiel geworben.

 

Den Auftakt zu den Wormser Jubiläumstagen 2003 bildete am Freitag die Simultanveranstaltung mit dem Internationalen Großmeister Vlastimil Hort, der an 25 Brettern sein Können unter Beweis stellte. Es war dies für den WSV eine standesgemäße Veranstaltung, denn in seiner langen und reichen Geschichte konnte er schon viele Weltklassespieler – erwähnt seien hier nur auszugsweise Anatoli Karpov, Viktor Kortschnoi, Mark Taimanov, Efim Bogoljubow und Emil Josef Diemer – willkommen heißen. Vlastimil Hort reihte sich nahtlos in diese Reihe ein und wird den Wormser Schachfreunden mit seiner überaus freundlichen Art noch lange in Erinnerung bleiben.

 

Am Samstag bot der Wormser Schachverein einen Einblick in sein „Innenleben“, und zwar beim Tag der offenen Tür. Neben Informationen rund um den Verein wurde den Gästen auch ein interessanter Wettkampf um den Nibelungenpokal angeboten. Drei Vertreter der so erfolgreichen WSV-Jugend nahmen es mit dem Spitzenspieler und mehrfachen Rheinland-Pfalz-Meister Thomas Steinkohl auf. Einmal mehr zeigten die Jugendlichen – namentlich Anna Endreß, Roland Ollenberger und Pavel Zolotarev – ihr großes Können und bezwangen den routinierten Gegner nach hartem Kampf mit 2:1.

 

Den absoluten Höhepunkt des Jubiläumswochenendes bildete dann das Einladungsturnier am Sonntag. In der Paternus-Schule in Worms-Pfeddersheim fanden sich über 100 Schachspieler aus ganz Rheinhessen ein und kämpften um die Trophäe der Stadt Worms sowie um den Sieg im parallel ausgetragenen Jugendturnier. Bei letzterem konnte sich nach äußerst spannendem Verlauf WSV-Spielerin Inna Beliantseva durchsetzen. Sie siegte am Ende knapp vor den Gau-Algesheimern Tobias Grieb und Cornelius Krüger; insgesamt kämpften 22 Spieler/-innen um die Punkte.

Die meiste Aufmerksamkeit wurde nichts desto trotz dem großen Einladungsturnier zu teil. Der Modus war wie folgt: Die Vereine SC Feilbingert, SV Gau-Algesheim, SG Heidesheim / Theresianum Mainz und SV Worms 1878 e.V. spielten ein Rundenturnier an jeweils 25 Brettern. Eingeteilt waren die Bretter in fünf verschiedene Kategorien: Offen, DWZ <2000, DWZ <1700, U20 sowie U16. Nach einer kurzen Begrüßung durch WSV-Präsident Patrick Boos nahmen also insgesamt 100 Caissianer an den Brettern Platz und lieferten sich einen spannenden Kampf. Die erste Runde brachte die Paarungen Heidesheim / Mainz – SV Worms 1878 e.V. und Gau-Algesheim – Feilbingert. Gau-Algesheim fuhr mit 16,5:8,5 einen deutlichen Sieg ein, vor allem die Jugendbretter konnten viele Punkte erzielen. Die Gastgeber hatten es dagegen schwerer und bezwangen die nord­rheinhessische Spielgemeinschaft knapp mit 14,5:10,5. Schon zu dieser Phase zeigte sich, dass – bei aller Freundschaft – hart um jeden Punkt gekämpft wurde; Salonremise kamen nahezu nicht vor. Im zweiten Durchgang traf der Wormser Schachverein auf den SC Feilbingert, die andere Be­gegnung lautete demnach Heidesheim / Mainz – Gau-Algesheim. Mit 15:10 gewann Gau-Algesheim auch sein zweites Spiel; den Unterschied machten die hinteren Bretter aus (4 von 5 Punkten in der U16, 4,5/5 in der Gruppe DWZ <1700). Natürlich wollte der gastgebende Jubilar nicht bereits vorentscheidend ins Hintertreffen geraten und rang den SC Feilbingert schließlich mit 14,5:10,5 nieder. 4,5 Punkte in der U20 waren hierbei besonders hervorzuheben. Die Paarungstafel wies für die Schlussrunde folgende Begegnungen aus: SV Worms 1878 e.V. – SV Gau-Algesheim sowie SC Feilbingert – SG Heidesheim / Theresianum Mainz. Ein Krimiautor hätte diesen finalen Akt wohl kaum spannender inszenieren können, denn schließlich trafen mit Worms und Gau-Algesheim die Teams aufeinander, die ihre ersten beiden Kämpfe siegreich gestalten konnten. Die Ausgangslage war eindeutig: Auf Grund des besseren Brettpunkteverhältnisses hätte den Gau-Algesheimern ein Unentschieden zum Turniersieg genügt; die Wormser mussten demnach voll auf Sieg spielen. An den 25 Brettern entspann sich ein dramatischer Wettkampf, die Führung wechselte ständig, und der Ausgang erschien jederzeit völlig offen. Über 7:7, 8:8 und 10:9 erreichten die Teams schließlich einen Spielstand von 11:11. Somit waren noch drei Partien nicht beendet, von denen der WSV zwei gewinnen musste. Die Dramatik erreichte ihren Höhepunkt, als kurz nacheinander an zwei Brettern einzügige Matts übersehen wurden; der Spielstand lautete nunmehr 12:12. Die alles entscheidende Begegnung war die zwischen Lothar Keller (WSV) und Julia Krasnopayeva (Gau-Algesheim). Gebannt richteten sich die Blicke der zahlreichen Kiebitze auf das Brett. Beiden Spielern waren nur noch wenige Minuten verblieben, wer würde am Ende den Sieg davontragen? Letztendlich konnte sich der frühere Bundesbahnmeister Lothar Keller durchsetzen und den vielumjubelten Endstand von 13:12 für den WSV markieren.

Die Endtabelle:

 

1. SV Worms 1878 e.V.                        42,0:33,0         6:0

2. SV Gau-Algesheim                          43,5:31,5         4:2

3. SG Heidesheim / Ther. Mainz       33,5:41,5         2:4

4. SC Feilbingert                                    31,0:44,0        0:6

 

Auf diesen wahrhaft dramatischen Schlussakt folgten die Festreden der geladenen Gäste. Oberbürgermeister Michael Kissel gratulierte dem WSV zu seinem Jubiläum und will laut eigener Aussage sich zukünftig wieder aktiv dem Königlichen Spiel widmen. Den Glückwünschen der Stadt Worms schloss sich auch Sportdezernent Hans-Joachim Kosubek an. Beide brachten den ehrenamtlichen Helfern Anerkennung für die geleistete Arbeit zum Ausdruck und ermutigten auch für die Zukunft zu solchem Engagement. Von Seiten des Sportbundes Rheinhessen überbrachte dessen Präsident Herbert W. Hoffmann lobende Worte sowie eine Ehrentafel; weitere Festredner waren Günter Müller, Präsident des Schachbundes Rheinland-Pfalz und Klaus Zachmann, 1.Voristzender des Schachbundes Rheinhessen. Vor der Siegerehrung dankte schließlich noch Stefan Grieb im Namen der anderen Vereine dem WSV für die Einladung zu dieser Veranstaltung.

Aus den Händen von Patrick Boos, der gemeinsam mit Michael Kissel die Siegerehrung durchführte, erhielten zunächst alle Teilnehmer des Jugendturniers eine Urkunde sowie einen kleinen Sachpreis. Auch beim Einladungsturnier gab es für jeden einzelnen Spieler eine Erinnerungsurkunde; einen Sonderpreis verdienten sich jene, die alle drei Partien gewannen. Es waren dies: Stefan Grieb (SV Gau-Algesheim), Philipp Jung (SC Feilbingert) sowie Patrick Boos, Alexander David und Anna Endreß (alle SV Worms 1878 e.V.). Die Siegestrophäe für den Wormser Schachverein nahm schließlich der Matchwinner Lothar Keller entgegen.

Nach knapp sechs Stunden ging mit dieser Zeremonie das Einladungsturnier zu Ende. Nach Meinung aller Beteiligten war es ein voller Erfolg und ein würdiger Rahmen für das große Jubiläum des Wormser Schachvereins. Zum Ausklang der Wormser Jubiläumstage 2003 lud der WSV seine Ehrengäste zu einem Festessen ein, bei dem Bundesrechtsberater Ernst Bedau eine Ehrenurkunde im Namen des Deutschen Schachbundes überreichte.

 

Das Jubiläumsjahr des Wormser Schachvereines ist mit diesen Veranstaltungen an seinem Ende angelangt. Alle ehrenamtlichen Helfer und Freunde des WSV können ohne Zweifel mit Stolz auf die geleistete Arbeit und die erreichten Erfolge zurückblicken.