Großmeister Viktor Gavrikov gewinnt 1. Wormser Nibelungenopen
2. GM Sergej Kalinitschew, 3. FM Gleb Voropaev • Thomas Steinkohl neuer Stadtmeister
Zum ersten Mal seit vielen Jahren war der Wormser Schachverein wieder Ausrichter eines internationalen Open-Turnieres. Zum verlängerten Wochenende über Allerheiligen lud man in die Paternus-Schule in Worms-Pfeddersheim ein – inzwischen der traditionelle Austragungsort schachlicher Großereignisse in Worms. Ebenso traditionell sollte die Namensgebung als „1. Wormser Nibelungenopen“ sein, anknüpfend an die Geschichte der ältesten Stadt Deutschlands.
Insgesamt fanden sich 82 Schachspieler zum Turnier ein; für die Erstauflage ist dies eine durchaus stattliche Zahl. Mit 21 Spielern stellte der Wormser Schachverein gut ein Viertel des Teilnehmerfeldes, weitere Schachfreunde kamen aus Rheinhessen, der Pfalz, dem Rheinland, aus Hessen, dem Saarland und aus Baden-Württemberg. Das Feld war nicht nur quantitativ sehr gut besetzt, sondern auch und gerade in der Spitze: Angeführt wurde die Liste von Großmeister Viktor Gavrikov (SC König Plauen, ELO 2552), gefolgt von GM Sergej Kalinitschew (SC Kreuzberg, ELO 2517), IM Vadim Chernov (SG Kaiserslautern/Mehlingen, ELO 2430) und IM Bogdan Grabarczyk (SV Griesheim, ELO 2419). Innerhalb des Opens wurde die Wormser Stadtmeisterschaft 2004 ausgetragen, für die Thomas Steinkohl – Nummer neun der Setzliste – als Favorit galt.
Zum Turnierverlauf. In der ersten Runde blieben Überraschungen völlige Mangelware, ausnahmslos setzten sich die Favoriten durch, natürlich begünstigt durch die Auslosung im Schweizer System. Den ersten Paukenschlag gab es in Runde 2 am Samstagmorgen: Jugendspieler Patrick Völbel (SV Worms 1878 e.V.) bezwang den routinierten FM Gleb Voropaev in einer sehenswerten Angriffspartie! Die anderen Ergebnisse waren wie erwartet, sodass nach der zweiten Runde insgesamt noch 18 Spieler verlustpunktfrei waren.
Etwas mehr gefordert wurden die Favoriten erst in der dritten Runde. So hatte IM Chernov gegen Pavel Zolotarev (SV Worms 1878 e.V.) lange zu kämpfen, um den Sieg im Turmendspiel sicherzustellen. Patrick Völbel sorgte indes weiterhin für Furore, als er den Zweitbundesligaspieler FM Karl-Jasmin Muranyi (SC Bann) zu einer Punkteteilung zwang. Die beiden Großmeister hatten sich nach Wertung inzwischen an die Spitze des Feldes gesetzt und zogen scheinbar unbeirrt ihre Kreise. Einziger Nicht-Titelträger mit drei Punkten war zu diesem Zeitpunkt Thomas Steinkohl, der in Runde 4 auf GM Kalinitschew traf und diesem nach zähem Ringen unterlag. An Brett 1 gab es eine Punkteteilung zwischen IM Grabarczyk und GM Gavrikov, ebenso an Brett 3 zwischen FM Rene Dausch (SC Bad Bergzabern) und IM Chernov. GM Kalinitschew lag nun in Führung, punktgleich mit FM Johannes Rudolph (SG Kirchheim); die Spitzenpaarung der fünften Runde stand somit fest: Rudolph – Kalinitschew. Letzterer konnte sich auch hier durchsetzen, als seine Freibauern im Endspiel einfach zu stark waren und FM Rudolph zur Aufgabe zwangen. GM Gavrikov schob sich durch einen Sieg gegen FM Dausch auf den zweiten Platz, gefolgt von sieben Spielern mit jeweils vier Punkten.
In der sechsten Runde kam es dann zum lange erwarteten Aufeinandertreffen der beiden Großmeister Gavrikov und Kalinitschew. Leider begnügten sich die beiden mit einem Kurzremis, um ihre Spitzenpositionen abzusichern, wobei Kalinitschew weiterhin einen halben Zähler vor Gavrikov lag. Zu letzterem schlossen durch volle Punktgewinne IM Chernov, IM Grabarczyk und FM Voropaev auf. Somit hatten noch fünf Spieler die Möglichkeit, Sieger des 1. Wormser Nibelungenopens zu werden! Auch der Kampf um die Wormser Stadtmeisterschaft bleib spannend: Punktgleich in Führung lagen hier Thomas Steinkohl, Patrick Völbel und Nils Lindemann, aber auch Pavel Zolotarev konnte sich noch Chancen ausrechnen.
Die Schlussrunde. Die Paarungen an den ersten Brettern lauteten: FM Voropaev (5 Punkte) - GM
Kalinitschew (5,5); GM Gavrikov (5) – IM Vadim Chernov (5) sowie Frank Rosenberger (SC Koblenz, 4,5 Punkte) – IM Grabarczyk (5). Bei einem Sieg war Kalinitschew der erste Platz nicht mehr zu nehmen, doch würde er das Risiko einer Niederlage eingehen? Nein! Eine rasche Punkteteilung sicherte ihm zumindest den geteilten ersten Platz. Nun hing es von den Ergebnissen an den Brettern 2 und 3 ab, ob und unter wie vielen Spielern das Preisgeld für die vorderen Plätze geteilt aufgeteilt werden musste. GM Gavrikov hatte sich im Laufe der Partie einen immer größeren Vorteil erspielen können und setzte diesen im Leichtfigurenendspiel schließlich in einen Sieg um. Damit war er punktgleich mit GM Kalinitschew, jedoch mit deutlich besserer Buchholzwertung. Überraschenderweise musste IM Grabarczyk gegen Frank Rosenberger eine Niederlage einstecken, wodurch er noch bis auf Platz sieben zurückfiel, einen Rang hinter IM Chernov.
Sieger des 1. Wormser Nibelungenopens war somit GM Viktor Gavrikov, vor GM Sergej Kalinitschew und FM Gleb Voropaev!
Der Stadtmeistertitel wurde im direkten Duell zwischen Nils Lindemann und Thomas Steinkohl ausgespielt. Steinkohl konnte sich durchsetzen und wurde somit bereits zum siebten Mal Wormser Stadtmeister.
Bei der abschließenden Siegerehrung konnten alle Teilnehmer auf ein hervorragend organisiertes Turnier zurückblicken. Das bewährte Helferteam um Patrick Boos und Ursula Völbel sorgte an allen vier Tagen für einen Rundum-Service mit Essen und Getränken. Die Turnierleitung und der umsichtige Schiedsrichter Peter Faiss hatten keinerlei Streitfälle zu schlichten und sorgten für eine zügige Abwicklung.
Unter großem Applaus erhielt GM Viktor Gavrikov von Vereinspräsident Patrick Boos den Siegerpokal und das stattliche Preisgeld von 450 Euro. Geehrt wurden außerdem die Ratingpreisgewinner sowie Stadtmeister Thomas Steinkohl. Besondere Erwähnung verdient Hans Köllmer (Sfr. Heidesheim), der sein Preisgeld der Jugendabteilung des Wormser Schachvereins spendete.
Bestärkt durch die guten Erfahrungen und das positive Feedback der Teilnehmer wird das Wormser Nibelungenopen im Jahre 2005 auf jeden Fall seine Fortsetzung finden, die Vorbereitungen haben praktisch schon begonnen!