Überraschender Sieger beim 3. Wormser Nibelungenopen
FM Christoph Pfrommer gewinnt vor Tobias Hirneise und Ansgar Barthel · 149 Teilnehmer
Vom 30.09. bis zum 03.10. war der Wormser Schachverein von 1878 e.V. Gastgeber beim 3. Wormser Nibelungenopen. Aus acht verschiedenen Bundesländern fanden sich insgesamt 145 Schachspieler und 4 Schachspielerinnen im Katholischen Pfarrzentrum St. Peter in Worms-Herrnsheim ein. Diese stolze Teilnehmerzahl übertraf die Erwartungen des Ausrichters bei weitem und ist ein Beleg für die gute Arbeit, die bei den beiden vorangegangenen Austragungen geleistet wurde. Der große Saal des Pfarrzentrums bot den Teilnehmern sehr gute Spielbedingungen, zu denen auch das hochwertige – und ausschließlich vom Wormser Schachverein gestellte – Spielmaterial beitrug. Die Einhaltung der Regeln lag wie in den Vorjahren in den bewährten Händen des Nationalen Schiedsrichters Peter Faiß. Gespielt wurden wiederum sieben Runden im Schweizer System, der Gesamtpreisfonds betrug stolze 2500 €.
Angeführt wurde die Teilnehmerliste von IM Leonid Milov (SC Noris Tarrasch Nürnberg), ihm folgten vier weitere Internationale sowie fünf FIDE-Meister. Realistische Chancen auf den Turniersieg konnten sich durchaus 12-15 Spieler machen, so dicht war das Feld in der Spitze besetzt. Das größte Teilnehmerkontingent wurde mit 13 Spielern vom Ausrichter SV Worms 1878 gestellt.
Dem entsprechend konnte und wollte sich keiner der Favoriten einen frühzeitigen Punktverlust leisten, was zu einer an Überraschungen recht armen ersten Runde führte. Von den zehn Titelträgern gab lediglich FM Christoph Pfrommer (Karlsruher SF) einen halben Zähler ab. Nach der zweiten Runde wiesen noch 25 Spieler eine weiße Weste auf, unter ihnen der Wormser Gregor Werner. Eine überraschende Niederlage musste hingegen Tobias Hirneise (SpVgg. Rommelshausen) hinnehmen – der 17-Jährige hatte im Vorjahr beim Turnier für großes Aufsehen gesorgt und am Ende Platz vier belegt. Die dritte Runde brachte mehr Kontur in die Tabelle, denn nun lagen nur noch sieben Spieler verlustpunktfrei an der Spitze, darunter die Internationalen Meister Milov, Marco Thinius (Sfr. Berlin 1903) und Maxim Chetverik. Vorne dabei waren auch die Nachwuchskräfte Florian Armbrust (Schott Mainz), FM Jörg Wegerle (Aljechin Solingen) und FM Maximilian Meinhardt (SC Eppingen). Dem Schweizer System folgend trafen genau diese sechs Spieler in der vierten Runde in direkten Duellen aufeinander: Milov – Thinius, Chetverik – Wegerle und Meinhardt – Armbrust. Alle Partien endeten nach meist langem Kampf remis, so dass bereits zu diesem Zeitpunkt kein Spieler mehr die volle Punktzahl aufwies. Im Gegenteil: Gleich neun Akteure hatten jeweils 3,5 Zähler gesammelt, neben den sechs bereits genannten auch Pfrommer, IM Till Wippermann (SG Heidelberg-Kirchheim) sowie Oleg Boguslavskyy (SV Hockenheim). Hochspannung war also jetzt bereits garantiert, natürlich auch im Verfolgerfeld, wo gleich 27 (!) Spieler je drei Punkte auf ihrem Konto hatten. Nach der fünften Runde musste der topgesetzte Leonid Milov den „Platz an der Sonne“ räumen, da er gegen Florian Armbrust nicht über ein Remis hinauskam; er stand sogar kurz vor einer Niederlage. Dagegen konnten sich Till Wippermann (gegen Thinius), Christoph Pfrommer (gegen Boguslavskyy) und Jörg Wegerle (gegen Meinhardt) durchsetzen und übernahmen somit die Tabellenspitze. Hinter diesem Trio lauerten 14 Akteure mit je vier Punkten, darunter auch Tobias Hirneise sowie eine überraschende Namen. Als bester Wormser lag Jugendspieler Patrick Völbel zu diesem Zeitpunkt auf Rang 22. In der sechsten und vorletzten Runde fielen dann die ersten Entscheidungen: Leonid Milov unterlag überraschend mit Weiß gegen Christoph Pfrommer und war somit aus dem Rennen im Kampf um den Turniersieg, gleiches galt für Florian Armbrust. FM Pfrommer übernahm mit seinem fünften Sieg in Folge nunmehr sogar die alleinige Tabellenführung, gefolgt von IM Wippermann, FM Wegerle, Tobias Hirneise sowie den überraschend starken Parwis Nabavi (SGEM Dreiländereck), Ansgar Barthel (SC Pirmasens) und Erwin Kaliski (Sfr. Friedberg). Diese sieben Spieler sollten also den Turniersieg unter sich ausmachen. Den ersten Paukenschlag der Schlussrunde setzte Tobias Hirneise, der gegen Erwin Kaliski sehr schnell gewann und damit zunächst die Tabellenführung übernahm. Mit der Gewissheit im Hinterkopf, die deutlich bessere Feinwertung als Hirneise zu haben, begnügte sich FM Pfrommer mit einem Remis gegen IM Wippermann. Die letzte Entscheidung sollte nun an Brett 2 in der Begegnung FM Wegerle – Barthel. Bei einem Sieg wäre Jörg Wegerle punkt- und feinwertungsgleich mit Pfrommer auf Platz 1 gelandet, dem entsprechend forsch legte er die Partie an. Doch Ansgar Barthel hielt dem Druck stand, ja er konnte das Blatt sogar zu seinen Gunsten wenden und die Partie schließlich gewinnen.
Mit FM Christoph Pfrommer gewann schließlich der lediglich an Nummer 12 gesetzte das 3. Wormser Nibelungenopen, in Anbetracht der Siegesserie in den Runden 2-6 aber völlig verdient. Tobias Hirneise wurde am Ende zweiter und freute sich darüber ebenso wie der sensationell auf Rang 3 einkommende Ansgar Barthel.
Bei der abschließenden Siegerehrung – durchgeführt von WSV-Präsident Patrick Boos – wurden nicht nur die Spieler in den Preisrängen mit reichlich Applaus bedacht. Großes Lob heimste vor allem auch das Küchenteam um Ursula Völbel ein, welches an den vier Tagen die verschiedensten kalten und warmen Köstlichkeiten für die Teilnehmer bereithielt. Beifall spendeten die Spieler auch der Turnierleitung um Peter Faiß.
Der Wormser Schachverein dankt allen Spielern, Helfern und Zuschauern für die Teilnahme am 3. Wormser Nibelungenopen. Schon jetzt freuen wir uns auf die vierte Auflage im kommenden Jahr; das Turnier wird dann wieder zu Allerheiligen stattfinden.